[...] Von dieser majestätischen Radrennbahn blieben ähnlich wie beim Kolosseum nur Ruinen übrig. Im Lager gab es etwa 20 Tote und 100 Verwundete [...]



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Unser Stammlager in Dortmund lag [...] zwischen dem Stadtzentrum und dem Vorort Barop, wo sich vor dem Krieg die öffentlichen Anlagen befanden. Es wurde flankiert von einer breiten Autobahn, die vom Rhein in das Zentrum von Deutschland führte, und von anderen militärische Objekten.


„Gleich draußen vor unseren Stacheldrahtzäunen erhob sich majestätisch eine großartige Radrennbahn, wie man sagte, die größte in Deutschland. Die Deutschen nannten sie Westfahlenhalle, aber der polnische Arzt Lak hatte sie das „Memento Mori“ getauft. Denn wir nahmen an, dass die Alliierten sie eines Tages bombardieren würden, und dies wurde für uns zur Gewissheit als im Mai 1944 in der besagten Radrennbahn eine Antienglische Ausstellung eröffnet wurde. Die englischen Spionagedienste funktionierten hervorragend. [...]

Nachts vom 22. auf 23. Mai nach Mitternacht ertönt Voralarm dann Alarm. Ich stehe nicht auf in der Hoffnung, dass schon nichts passieren wird. Aber bald höre ich schreien: „Sie haben Raketen abgeworfen! Sie haben Raketen abgeworfen!“ Blitzschnell bin ich angezogen und draußen vor der Baracke. Für einen Augenblick betrachte ich das schauerliche Schauspiel: Alles ist rot erleuchtet; Bomben fallen und explodieren; Hier und da Brände; Zischen von Bomben. Ich werfe mich in den Splitterschutz; Alle beten und bitten mich um Generalabsolution.“


Die Flugzeuge sind bereits über uns; Sie wollen die Radrennbahn treffen. Eine Pressluftmine fällt ins Stammlager, dann weitere Sprengbomben und zahlreiche Brandbomben. Eine Bombe zischt ganz entsetzlich über unseren Köpfen und schlägt in ein Wohnhaus 100 m entfernt von uns ein.

Welches Schauspiel bietet sich unseren Augen dar, als wir aus dem Splitterschutz herauskommen! Ein Teil der Stadt ist in Flammen; alle unsere Baracken entweder zerstört oder in Brand; die Radrennbahn unversehrt. Uns befällt fast ein Gefühl der Verzweifelung. Wenn sie nicht getroffen wurde, werden die Engländer mit Sicherheit wieder zurückkehren. Aber 10 Minuten später brechen Freudenschreie aus unserer Brust. Die Radrennbahn war von einer Brandbombe getroffen und die ersten Flammen werden sichtbar. Sie brannte die ganze Nacht und wärmte uns arme Gefangene, heimatlos, aber froh das Leben gerettet zu haben. Von dieser majestätischen Radrennbahn blieben ähnlich wie beim Kolosseum nur Ruinen übrig. Im Lager gab es etwa 20 Tote und 100 Verwundete. In der darauffolgenden Nacht wird Dortmund erneut bombardiert, aber diesmal leichter. [...]

Tagebuch des Pater Barbero „Kreuz hinter Drahtverhau“ in Hagener Geschichtshefte 5 Teil 2

Originaltagebücher: Sala della Memoria, Centallo (Cuneo)